Aktuelles

(v. l. n. r.) Michael Heltner von der Unabhängigen Betroffenenvertretung, Erzbischof Dr. Udo Markus Bentz, Heinrich Maiworm von der Unabhängige Betroffenenvertretung, Thomas Wendland, Leiter des Interventionsteams im Erzbistum Paderborn und Mirjana Dirks, Mitarbeiterin im Interventionsteams im Erzbistum Paderborn begleiten die Teilnehmenden des Betroffenentreffens auf den Paderborner Wochenmarkt. © Isabella Maria Struck / Erzbistum Paderborn
11.11.2024

„Es fühlte sich jede und jeder gesehen“

Vertretung von Betroffenen sexueller Gewalt in der Kirche und Team Intervention des Erzbistums Paderborn organisieren Treffen / Betroffene führen Gespräche mit Erzbischof Dr. Udo Markus Bentz

Paderborn (pdp). „Das vergangene Wochenende in Paderborn sollte eine Zusammenkunft sein, die sich von unseren jährlichen Mitgliederversammlungen unterscheidet. Durch die vielfältigen Möglichkeiten und Begegnungen ist uns das auch gelungen“, resümiert Heinrich Maiworm als Mitglied der unabhängigen Betroffenenvertretung, die die Betroffenen sexueller Gewalt im Erzbistum Paderborn vertritt. Gemeinsam mit dem Team Intervention des Erzbistums Paderborn hatten Betroffene sexueller Gewalt in der Kirche das zweitägige Treffen in Paderborn organisiert, an dem 15 Personen aus ganz Deutschland teilnahmen. „Unser Ziel war es, den Austausch unter den Betroffenen in gelöster Atmosphäre zu stärken“, erklärt Maiworm.

Die Teilnehmenden, die aus weiten Teilen Deutschlands angereist waren, trafen sich zunächst im Hotel Aspethera. Zum gemeinsamen Frühstück am Samstagmorgen kam Erzbischof Dr. Udo Markus Bentz dazu. Gemeinsam mit dem Paderborner Erzbischof besuchten die Teilnehmenden anschließend den Paderborner Wochenmarkt. „Gemeinsam mit dem Interventionsteam des Erzbistums haben wir eine Einkaufsliste mit Zutaten für das Abendessen vorbereitet, das die Teilnehmenden später zusammen zubereitet haben“, erklärt Heinrich Maiworm die gemeinsame Einkaufstour.

Ein Ausflug in die geschichtsreiche Welt Corveys

Dem Marktbesuch schloss sich eine Führung durch die Ausstellung „Corvey und das Erbe der Antike“ im Paderborner Diözesanmuseum an. Museumsleiter Dr. Holger Kempkens versorgte die Teilnehmenden mit Informationen zu den zahlreichen Exponaten aus aller Welt, die anlässlich der Sonderausstellung im Erzbischöflichen Diözesanmuseum ausgestellt sind. Der Direktor des Diözesanmuseums begleitete die Gruppe zudem am nächsten Tag bei einem Ausflug ins Kloster Corvey nach Höxter. Hier erlebten die Teilnehmenden das Weltkulturerbe der UNESCO aus nächster Nähe.
Auch das gemeinsam zubereitete Abendessen am Samstagabend war ein Erfolg, schildert Heinrich Maiworm: „Die Teilnehmenden haben gemeinsam Gemüse geschnippelt und dabei ganz alltägliche Gespräche geführt. Es war eine angenehme Stimmung und ein großartiges Miteinander.“

„Von der Kirche angenommen“

Zum Abendessen war dann auch Erzbischof Dr. Udo Markus Bentz eingeladen. Die Resonanz der Teilnehmenden auf die Begegnungen mit dem Paderborner Erzbischof – positiv: „Der Besuch auf dem Paderborner Wochenmarkt am Vormittag in entspannter Atmosphäre hatte bereits verschiedene Gesprächskonstellationen ermöglicht. Und auch am Abend hatte jede und jeder die Gelegenheit, sich mit dem Erzbischof auszutauschen. Es fühlte sich jede und jeder ‚gesehen‘“, beschreibt Heinrich Maiworm. Das bedeute den Teilnehmenden vor allem eines: „…, dass Kirche sie nicht ausgrenzt, sondern annimmt.“
Denn für viele Betroffene sei der Glaube noch immer ein wichtiger, spiritueller Anker. Für die Feierlichkeiten der katholischen Liturgie empfinden sie Wertschätzung. Deshalb begann der Sonntag für einen Großteil der Teilnehmenden mit dem Besuch des Hochamts im Dom.

Gegenseitiges Verständnis

Im Umgang mit Mitmenschen würden Betroffene sexueller Gewalt sonst oftmals Zurückhaltung erfahren: „Viele sind unsicher und wissen nicht, wie sie sich am besten verhalten sollen. Das führt über kurz oder lang zu einem Gefühl der Ausgrenzung. Treffen wie dieses, bei dem man in zwangloser Atmosphäre beisammen sein kann, weil jeder den anderen versteht – das braucht es regelmäßig“, erklärt Maiworm.

Abseits der einmal jährlich stattfindenden Mitgliederversammlungen war dies die erste Veranstaltung, die die Unabhängige Betroffenenvertretung im Erzbistum Paderborn organisierte. „Es soll nicht die letzte sein“, ist sich Heinrich Maiworm sicher. Nur ein Bruchteil der Betroffenen sexueller Gewalt im Erzbistum Paderborn ist Mitglied im Verein der Unabhängigen Betroffenenvertretung. Heinrich Maiworm würde sich freuen, wenn sich dies ändern würde: „Das Miteinander, der regelmäßige Austausch und der feste Zusammenhalt sind so wertvoll – das hat nicht zuletzt dieses zweitägige Treffen bewiesen.“