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Setzten 1931 auf dem Borberg ein Zeichen für Frieden und Versöhnung: Der Neheimer Diakon Franz Stock (links im Bild, stehend, in schwarzer Soutane) und der Franzose Joseph Folliet (rechts, stehend). © Erzbistumsarchiv
2.09.2025

Beten für Frieden und Verständigung – im Angesicht des Krieges

1931 kamen deutsche und französische Gläubige auf dem Borberg bei Brilon zusammen, um ein Zeichen für Frieden und Völkerverständigung zu setzen. Mit dabei: Franz Stock.

Friedenseiche, Friedenskreuz, Friedenskapelle – dass es auf dem Borberg bei Brilon um den Frieden geht, ist schnell ersichtlich. Und auch, wie nötig ein Einstehen für den Frieden früher war – und bis heute ist.

Die Friedenskapelle wurde 1924 als Reaktion auf den ersten Weltkrieg gebaut und ein Jahr später geweiht. Sie feierte unlängst ihr 100-jähriges Weihejubiläum. Patronin ist „Maria Königin des Friedens“. Dieser Marientitel wurde von Papst Benedikt XV. im Jahr 1917 angesichts der Schrecken des Weltkrieges in die Lauretanische Litanei aufgenommen. Im Volksmund nennt man die Kapelle bis heute oftmals „Maria vom guten Frieden“.

Das schönste Geschenk Gottes

Und um diesen guten Frieden ging und geht es auf dem Borberg. Der Versailler Vertrag, mit dem der Erste Weltkrieg beendet wurde, wurde von vielen Menschen im Deutschen Reich als „Gewaltfrieden“ empfunden, nationalistische Kräfte betonten nach wie vor eine „Erbfeindschaft“ zu Frankreich. Das wollten die Zeitgenossen im Sauerland überwinden. Sie orientierten sich dabei an Papst Benedikt XV. Der hatte es 1920 mit seiner Enzyklika „Pacem, Dei munus pulcherrimum“ (zu Deutsch: „Frieden, das schönste Geschenk Gottes“) bereits grundgelegt: Um dauerhaften Frieden zu erlangen, müssen sich frühere Feinde versöhnen.

Deshalb wehrten sich die Christinnen und Christen dagegen, dass die Kapelle auf dem Borberg für ein nationalistisches Heldengedenken instrumentalisiert wird. So schreibt etwa der Dichter und Kirchenmusiker Theodor Pröpper 1925, dass die Friedenskapelle im Gedenken an die „Toten und als Mahnung für die Lebenden“ gebaut sei. Nicht aber, damit man „vor solch einem Denkmal in der Stimmung des Alkohols ein paar mal ‚Hurra!‘ Schreien und ein paar leere Phrasen reden“ könne. Bewusst habe man eine Kapelle – also einen Ort des Gebets und Gottesdienstes – gebaut und keinen Findling mit Eisernem Kreuz auf das Felsplateau des Borbergs gesetzt. Wie es Papst Benedikt XV. schreibt, soll hier daran erinnert werden, dass die Menschen aller Nationen als Geschöpfe Gottes, als Brüder und Schwestern verbunden seien.

Das Friedenstreffen von 1931

Diesen Gedanken weitertragend, veranstaltete der örtliche Zweig des Friedensbundes deutscher Katholiken Wallfahrten und Veranstaltungen an der Friedenskapelle. 1931 soll es eine große Kundgebung für den Frieden und für die Völkerverständigung werden – auch als Signal gegen die Nationalsozialisten. Am 13. September kommen über 1000 Gläubige aus vielen Teilen des Erzbistums, zumeist Jugendliche aus den katholischen Verbänden, auf den Borberg.

Wer auch anreiste: eine Gruppe junger Menschen aus Frankreich, die „Compagnons de Saint Francois“ („Gefährten des heiligen Franziskus“). 1927 hatte der Soziologe und spätere Priester Joseph Folliet diese Jugendbewegung mitbegründet, die sich nach dem Vorbild des heiligen Franziskus für Frieden, Toleranz und Geschwisterlichkeit einsetzte. Auch prägte die Bewegung eine große Liebe zur Natur, weshalb sie Fußpilgerschaften in Frankreich und im Ausland unternahm. Und 1931 kamen sie eben auf den Borberg bei Brilon.

Es ist nie zu spät, Frieden zu wollen!

Begleitet wurden sie von einem jungen Diakon aus Neheim – niemand anderem als Franz Stock. Der junge Deutsche war – unter anderem durch die Lektüre der Friedensenzyklika Papst Benedikts – entflammt vom Gedanken einer Aussöhnung zwischen Deutschen und Franzosen. Teile seines Theologiestudiums hatte er in Frankreich verbracht. 1932 würde er zum Priester geweiht werden. Bei dem Treffen auf dem Borberg war er einer der Hauptredner. Ein im Erzbistumsarchiv verwahrtes Foto zeigt ihn (links im Bild, stehend, in schwarzer Soutane) neben Folliet (rechts, stehend).

Die deutschen und französischen Gläubigen bekräftigten bei diesem Treffen ihren Willen zum Frieden. Ein mutiges Signal, waren doch auch örtliche SA-Leute anwesend, die versuchten, die Kundgebung zu sprengen – lautstark aber letztlich erfolglos. Bei dem Friedenstreffen 1931 wurde eine Eiche gepflanzt. Im Gegensatz zum „Tausendjährigen Reich“ bestehen sie und die Friedenskapelle noch heute. Und künden von dem Wunsch der Menschen nach einem gerechten Frieden und Versöhnung.

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