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45 Lehrerinnen und Lehrer haben ihre kirchliche Unterrichtserlaubnis zum Unterrichten des Faches Katholische Religion erhalten. © Isabella Maria Struck / Erzbistum Paderborn
3.11.2025

Kein Fach wie jedes andere

Erzbischof Dr. Udo Markus Bentz vergibt kirchliche Beauftragung zur Erteilung des katholischen Religionsunterrichts „Missio Canonica“ an 45 Lehrerinnen und Lehrer.

Paderborn (pdp). Der Religionsunterricht unterscheidet sich von anderen Unterrichtsfächern: Er bietet Raum für Fragen, Sehnsucht und die Begegnung mit Gott. Das Fach Katholische Religion liegt daher in der gemeinsamen Verantwortung von Staat und Kirche. Die Unterrichtserlaubnis setzt neben der staatlichen Lehrbefähigung ebenso die kirchliche Beauftragung durch den Diözesanbischof voraus. Die Missio Canonica, also die kirchliche Sendung, ist jedoch gleichermaßen Anerkennung und Vertrauensbeweis dafür, dass Lehrkräfte durch ihren christlichen Glauben als Brückenbauer zwischen Kirche und Schule wirken. Dieses Vertrauen hat Erzbischof Dr. Udo Markus Bentz am vergangenen Freitag, 31. Oktober, 45 Lehrkräften aus dem Erzbistum Paderborn entgegengebracht und ihnen ihre Missio Canonica innerhalb eines feierlichen Gottesdienstes im Paderborner Dom erteilt.

Die Erteilung der Missio Canonica geht traditionell mit einem Tag der Begegnung einher. Die 45 Lehrkräfte, die aus vielen unterschiedlichen Regionen des Paderborner Erzbistums angereist waren und in den Schulformen Primarstufe, Sekundarstufe I und II sowie an der Berufsschule unterrichten, fanden sich bereits am Vormittag im Liborianum ein. Als Leiter des Bereichs Schule und Hochschule im Erzbischöflichen Generalvikariat begrüßte Dompropst Monsignore Joachim Göbel die Lehrerinnen und Lehrer, die auf unterschiedlichen Wegen – sei es durch das grundständige Studium oder innerhalb einer ergänzenden Qualifikation im späteren Berufsleben – für den katholischen Religionsunterricht ausgebildet worden sind. Die Aus- und Weiterbildung von Religionslehrkräften liegt wie auch die Unterrichtserlaubnis nicht nur in staatlicher, sondern auch in kirchlicher Zuständigkeit. 80 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sind Ansprechpartner für die 5.000 Religionslehrkräfte im Paderborner Erzbistum. „Wir kümmern uns auch um die 19 erzbischöflichen Schulen. Von einer Grundschule bis zum Berufskolleg haben wir fast alle Schulen in unserem Portfolio. Das sind etwa 12.000 Schülerinnen und Schüler und ungefähr 1.000 Lehrerinnen und Lehrer, die wir begleiten“, berichtete Dompropst Joachim Göbel. Auch die Schulpastoral, die die seelsorgliche Begleitung von Gruppen und Einzelpersonen an den Schulen verantworte, falle in den Bereich Schule und Hochschule. „Hier haben wir verschiedene Angebote für Lehrerinnen und Lehrer, aber auch für Schülerinnen und Schüler. Diese richten sich nicht nur an kirchliche, sondern auch an öffentliche Schulen im gesamten Paderborner Erzbistum“, erklärte der Dompropst.

Christ-sein in Theorie und Praxis

Dass der Tag der Missio-Canonica-Verleihung im Zeichen eines fachlichen und persönlichen Austauschs steht, bemerkt auch Simone Lütkenhaus, die seit einigen Jahren Schulleiterin an der Konrad-Adenauer-Realschule in Hamm-Rhynern ist. Beim Markt der Möglichkeiten am Mittag habe sie bereits viele neue Ideen für den Schulalltag sammeln können. Für sie hat der Religionsunterricht einen hohen Stellenwert im Lernumfeld: „Als wir am Leitbild unserer Schule gearbeitet haben und es um die Werte ging, die wir als Schule vertreten wollen, hat eine breit angelegte Umfrage die Top-Werte ‚Hilfsbereitschaft‘ und ‚soziales Miteinander‘ hervorgebracht. In einer späteren Vertiefung wurden die Nennungen darin begründet, dass zunehmend das Gefühl entstünde, dass unsere Gesellschaft auseinanderfalle“, berichtete Simone Lütkenhaus. Um diesem „Auseinanderfallen“ entgegenzuwirken, sei ein Projekt ins Leben gerufen worden, begleitet von den Religionslehrenden der Schule. „Das Projekt startete theoretisch im Religionsunterricht mit den Fragen danach, was es bedeutet, Christ zu sein. Im zweiten Halbjahr gehen die Achtklässler dann für 20 Stunden ins Ehrenamt und engagieren sich in Sportvereinen, Tierheimen, aber auch in kirchlichen Einrichtungen wie Altenheimen oder Kindergärten, und leben das Christ-sein in der Praxis.“

Anker sein

Werner Schröder unterrichtet Religion und Philosophie am Werkstatt Berufskolleg in Hamm. Im Schulalltag begegnen ihm Schülerinnen und Schüler, die sehr gläubig sind, aber auch diejenigen, die mit Glaube und Religion nichts anfangen könnten, berichtete Werner Schröder. Das Fach Religion habe jedoch davon unabhängig die Kraft, moralischer Kompass zu sein und Werte zu vermitteln: „Persönlich, aber auch mit Blick auf jene Ziele, die wir als Schule oder als Gesellschaft verfolgen.“ Als Religionslehrer wolle er Anker sein und gleichsam Leuchtturm, der verschiedene, auch schwierige Themen ins Licht rückt. „Das ist das, was wir uns in der Kirche erhoffen: das Leben aus dem Glauben und auf dem Fundament Gottes zu leben.

Monika Dartmann unterrichtet am Johann-Conrad-Schlaun-Berufskolleg in Warburg. Für sie sei Religion gerade in der heutigen Zeit ein unverzichtbares Schulfach – vor allem mit Blick auf eines ihrer weiteren Fächer, Politik: „Es lohnt sich, einen Blick in die USA zu werfen. Dort wird Religion teilweise politisch instrumentalisiert im Sinne eines christlichen Nationalismus“, erklärte Monika Dartmann und ergänzte: „Man muss sich im schulischen Umfeld damit beschäftigen. Tut man es nicht, droht das Extreme zu gewinnen.“ Monika Dartmann sieht sich nicht als Katechetin. Das sei schon darin begründet, dass sie nicht nur katholisch Gläubige unterrichtet. Sie wolle Menschen Räume eröffnen, über Sinnfragen zu sprechen. Wichtig sei ihr, ihren Schülerinnen und Schülern zu vermitteln, auch andere Weltanschauungen und andere Varianten des Christentums zu respektieren.

Junge Persönlichkeiten in zerbrechlichen Gefäßen

In seiner Predigt im feierlichen Gottesdienst zur Missio-Canonica-Verleihung hob Erzbischof Dr. Udo Markus Bentz die besondere Relevanz des Religionsunterrichts im Leben junger Menschen hervor. Mit jungen Menschen verhalte es sich ähnlich, wie es im Pauluswort vom Schatz in zerbrechlichen Gefäßen laute. Auch junge Menschen würden heute den Schatz ihrer noch sehr unausgereiften Persönlichkeit in zerbrechlichen Gefäßen mit sich tragen. Bildung sei deshalb mehr als Wissensvermittlung, erklärte Erzbischof Dr. Bentz: „Bildung ist Persönlichkeitsentfaltung, erst recht im Religionsunterricht.“

Gerade in einer Zeit, in der religiöse Unmusikalität vorherrschend sei, sei es besonders herausfordernd, junge Menschen anzusprechen auf den Schatz des Glaubens. „Doch was zeichnet Religionsunterricht aus?“, fragte Udo Markus Bentz und zitierte den Theologen Clemens Sedmak, der einmal gesagt habe: „der Religionsunterricht soll die Tür zum Himmel weit öffnen.“ Lehrkräfte müssten niemanden durch diese Tür hindurchdrängen, ergänzte Dr. Bentz. „Die jungen Menschen werden, wenn die Zeit reif ist, selbst eintreten. Oder auch nicht. Aber Horizonte zu öffnen – das ist ein sehr wichtiges Bild“, folgerte Erzbischof Dr. Bentz.

Nach Kräften fördern

Mit jedem Menschen komme etwas Einzigartiges und Neues in die Welt, habe Hanna Arendt einmal betont: „Wir Menschen kommen in die Welt, um dieses Neue immer mehr hereinzubringen. Und kein Mensch gleicht dabei dem anderen, der vor oder nach ihm auf der Welt ist.“ Jedes Kind bringe etwas in die Welt, das es vorher nicht gab und das sei die große Chance der Menschheit – sich immer wieder zu erneuern, so die Überlegungen der großen Denkerin. „Das ist ein faszinierender Gedanke“, merkte Dr. Udo Markus Bentz an, „Gerade darin liegt die Würde jedes einzelnen Menschen. Jedes Kind, und ich betone jedes Kind, hat auch seine eigene Spiritualität, seine eigene religiöse Wissbegierde, Kreativität und Fantasie. Fördern Sie diese nach Kräften!“, appellierte Dr. Udo Markus Bentz an die Religionslehrenden.

„Erziehung ist eigentlich zuerst sich erziehen. „Bildung ist sich bilden“, betonte Dr. Udo Markus Bentz weiter und zitierte damit den Philosophen Hans-Georg Gadamer, der diese Erkenntnis kurz vor seinem 100. Geburtstag einer Reihe Schülerinnen und Schülern vortrug.

Ohne positive innere Beteiligung, ohne Selbstbildung, richte ein Pädagoge langfristig nur Schaden an, mahnte Dr. Udo Markus Bentz. „Wir sind keine perfekten Gefäße, wir machen Fehler, zweifeln, stoßen an Grenzen. Der Schatz des Glaubens ist durch uns als zerbrechliches Gefäß oft auch getrübt.“ Aber gerade das gehöre dazu, denn Gott wirke nicht durch unsere Vollkommenheit, sondern durch unsere Offenheit und unsere Weite. „Gott will, dass wir zu einer Kultur der Herzensbildung beitragen“, folgerte Dr. Udo Markus Bentz.

Wenn ich selbst dafür brenne

Man kann nur das geben, was man hat, habe Thomas von Aquin einst gesagt. Das gelte für Religionspädagogik und Herzensbildung ganz besonders. „Ein Feuer in anderen kann ich nur entfachen, wenn ich selbst dafür brenne“, resümierte Dr. Udo Markus Bentz und ermutigte die Pädagoginnen und Pädagogen abschließend: „Die Missio, die Sie heute empfangen, ist keine Auszeichnung für besondere Heiligkeit, sondern eine Sendung im Vertrauen. Gott sagt zu Ihnen, ich traue dir zu, mein Wort weiterzugeben, trotz aller Grenzen und Fragilität. Ich traue es dir zu, weil es selbst in dir brennt.“