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Beim Workshop „Der Elefant im Raum – Warum wir bei weltkirchlichem Engagement über Rassismus sprechen sollten“ tauschten sich die Teilnehmenden darüber aus, wie sie ihre Arbeit rassismuskritisch reflektieren können. Foto: Erzbistum Paderborn
6.12.2024

Begegnungstreffen zwischen Aufbruch, Realismus und rassismuskritischer Entschiedenheit

Rückblick auf das Jahrestreffen Weltkirche „Der Elefant im Raum“

Paderborn (pdp). Über vierzig Personen, die in weltkirchlichen Initiativen im Erzbistum Paderborn engagiert sind, trafen sich Ende November in Paderborn zu einem rassismuskritischen Workshop und zum Austausch mit Erzbischof Dr. Udo Markus Bentz.

Der Einladung durch das Team Weltkirche im Erzbistum Paderborn waren zahlreiche Vertreterinnen und Vertreter aus (Jugend-)Verbänden, Missionsorden, Partnerschaftsprojekten, Eine-Welt-Kreisen und anderen weltkirchlichen Initiativen ins Tagungshotel Vivendi in Paderborn gefolgt. Nach einem Stehkaffee, bei dem die Teilnehmenden miteinander über ihre Projekte ins Gespräch kamen, begrüßte Susanne Föller, Teamleitung Weltkirche, die Anwesenden. „Es ist die erste Veranstaltung dieser Art und wir freuen uns sehr über die positive Resonanz auf unsere Einladung“, betonte Föller stellvertretend für das Team. Neben der thematischen Arbeit und dem Austausch mit Erzbischof Dr. Udo Markus Bentz sei es ein Anliegen der Organisatorinnen und Organisatoren, dass genügend Raum für das Kennenlernen der anwesenden weltkirchlichen Organisationen und das Netzwerken untereinander bliebe.

Beim sich anschließenden Workshop mit dem Titel „Der Elefant im Raum – Warum wir bei weltkirchlichem Engagement über Rassismus sprechen sollten“ ermutigten die Trainerinnen Marianne Pötter-Jantzen (Aachen) und Marita Wagner (Salzburg/Kapstadt) die Teilnehmenden, ihre Arbeit rassismuskritisch zu reflektieren. Nach einer Einführung zum Begriff „Rassismus“ referierte Marita Wagner, die aus Kapstadt zugeschaltet war, über Rassismus als tragende Säule der kolonialen Ausbeutung sowie dessen theologische, philosophische und naturwissenschaftliche Legitimation vom 16. bis ins 19. Jahrhundert. Mit eindrücklichen Beispielen zeigte sie zudem auf, wie die Strukturen des Rassismus bis in die Gegenwart fortwirken. „In Südafrika zum Beispiel besitzt die weiße Bevölkerung, die 13 Prozent der Gesamtbevölkerung ausmacht, bis heute 81 Prozent des Landes“.

Sprache ist wichtig

Nach dem theoretischen Einstieg widmeten sich die Teilnehmenden in Einzel- und Gruppenarbeit ihrer persönlichen Biografie. Fragen wie „(Wo) Bin ich in meiner Kindheit und Jugend Menschen of Color begegnet?“, „Welche Vorstellungen verbinden Sie mit Menschen of Color?“, regten zum Nachdenken und angeregten Diskurs an. „Niemand wird mit rassistischem Denken geboren“, betonte Marita Wagner, „aber wir erlernen Rassismus“. Wie das passiert, verdeutlichte Marianne Pötter-Jantzen anhand von Comics und Filmplakaten: „Sich der Weitergabe und Übernahme dieser Vorstellungen bewusst zu werden, ist ein erster befreiender Schritt.“

Angelehnt an die Themen, die in den Gruppen für Diskussionsstoff sorgten, teilten Marita Wagner und Marianne Pötter-Jantzen ihre Expertise über strukturelle Privilegien, die Unterscheidung von Vorurteilen, Diskriminierung und Rassismus und die Macht von Sprache. „Es gibt keine ‚Rassismuspolizei‘ und dennoch ist Sprache wichtig“, stellte Marianne Pötter-Jantzen heraus. „Hier muss ich dann persönlich entscheiden: Möchte ich Begriffe verwenden, die geschaffen wurden, um Menschen zu diskriminieren?“, wandte sie sich an die Teilnehmenden.

Zum Abschluss des Workshops gaben die Referentinnen ganz praktische Tipps, wie es den anwesenden Vertreterinnen und Vertretern von weltkirchlichen Initiativen gelingen kann, ihre Öffentlichkeitsarbeit und Spendenwerbung rassismuskritischer zu gestalten. Gleichzeitig warnten die Referentinnen vor vermeintlicher „Farbenblindheit“. „Wir müssen Unterschiede benennen, um diskriminierende Realitäten sichtbar zu machen“, betonte Marianne Pötter-Jantzen mit Blick auf ihre eigenen Rassismuserfahrungen.

Weltkirchliche Arbeit stärken

Nach der intensiven inhaltlichen Arbeit setzten die Teilnehmenden den Austausch miteinander beim Abendimbiss fort, bevor der zweite Teil des Jahrestreffens der Begegnung mit Erzbischof Dr. Udo Markus Bentz gewidmet war. Christian Maier, missio-Diözesanreferent im Team Weltkirche, moderierte ein „systematisches Kennenlernen“ der großen Runde an, indem er die Anwesenden aufforderte, sich zunächst auf einer imaginären Bistumskarte mit ihrer jeweiligen Organisation zu verorten. Im zweiten Schritt kam wieder Bewegung in die Gruppe, als die Vertreterinnen und Vertreter der Organisationen versuchten, auf einer imaginären Weltkarte den örtlichen Schwerpunkt ihres Engagements auszumachen.

Anschließend tauschten sich die Teilnehmenden mit Erzbischof Bentz aus. Der Erzbischof erhielt einen Einblick in die Arbeit weltkirchlicher Akteurinnen und Akteure im Erzbistum und stellte in Aussicht, diese Arbeit weiter zu stärken und zu bündeln. Dabei betonte Bentz die Wichtigkeit von Vernetzungstreffen wie dem Jahrestreffen: „Eine Etablierung einer solchen Veranstaltung im Sinne eines Forums Weltkirche liegt mir am Herzen, damit wir die wichtigen Themen gemeinsam bewegen können.“

Bentz sprach außerdem von einer sozialen Verantwortung des Erzbistums nach innen mit Blick beispielsweise auf ostdeutsche Diözesen und von einer sozialen Verantwortung nach außen in die weltkirchlichen Bezüge hinein. „Durch die Vielfältigkeit der Beziehungen zu anderen Bistümern weltweit nehmen wir sehr bewusst die Bedürfnisse der Menschen in anderen Teilen der Erde wahr“, so der Paderborner Erzbischof. Betroffen zeigte sich Erzbischof Dr. Bentz angesichts der Lage in Gaza: „Jahrelang haben wir uns mit den katholischen Hilfswerken für Bildungsarbeit in Gaza engagiert. Jetzt erleben wir dort Zerstörung, Leid und Tod.“

Weltkirche als Vorreiter

Mit Blick auf das weltkirchliche Engagement in den Kirchengemeinden des Erzbistums Paderborn rief Bentz dazu auf, die Lebensrelevanz der weltkirchlichen Themen für Jugendliche in Deutschland hervorzuheben. Er mahnte einen Wandel im Verständnis von „Weltkirche“ an, bei dem „die Weltkirche nicht als Bremsklotz, sondern als Vorreiter in vielen Anliegen wahrgenommen werden müsse“. Der Erzbischof schloss mit einem Ausblick auf das Heilige Jahr 2025, das sich dem Thema „Hoffnung“ widmen wird. Er ermutigte die Teilnehmenden, auf die Orte zu schauen, an denen sie Hoffnung schenken und an denen sie für ihr eigenes Tun Ermutigung finden.

Nach einem geistlichen Abschlussimpuls durch Magdalena Birkle, missio-Diözesanreferentin im Team Weltkirche, der auf die Aktion „Würde – unantastbar“ [Verein für Menschenwürde und Demokratie e.V.] verwies, und Dankesworten von Susanne Föller an die Teilnehmenden endete das Jahrestreffen Weltkirche.