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Erzbischof Hans-Josef Becker hat Papst Franziskus in einem Brief um Entpflichtung von seinen Aufgaben gebeten.© Besim Mazhiqi/Erzbistum Paderborn
14.06.2022

Den Weg in die Zukunft angelegt

Erzbischof Hans-Josef Becker bittet Papst um Entpflichtung von seinen Aufgaben

Paderborn (pdp) Der Paderborner Erzbischof Hans-Josef Becker hat Papst Franziskus in einem persönlichen Schreiben um die Entpflichtung von seinen Aufgaben als Erzbischof von Paderborn gebeten. Das teilte Erzbischof Becker am Freitagmorgen, 10. Juni, in Paderborn mit. „Ich spüre, dass der Zeitpunkt einer verantwortungsvollen Übergabe meines Amtes gekommen ist“, begründet Erzbischof Becker seine Entscheidung in einer schriftlichen Erklärung.

Erzbischof Becker hält es an der Zeit, sein Amt und die damit verbundenen Aufgaben in jüngere Hände zu geben. Die nächsten großen Aufgaben und kommenden Herausforderungen sollen von jüngeren Generationen in der Leitung der Kirche getragen und gestaltet werden. „In den vergangenen Monaten habe ich intensiv über diesen Schritt nachgedacht und im Gebet Kraft für diese Entscheidung gesucht“, schreibt Erzbischof Becker, der mit seinem Geburtstag am vergangenen Mittwoch, 8. Juni, in das 75. Lebensjahr eintrat.

Er sei „voller Zuversicht“, dass die jüngeren Generationen auf dem eingeschlagenen Weg, namentlich dem Synodalen Weg der katholischen Kirche in Deutschland und dem Synodalen Weg 2030+ des Erzbistums Paderborn, „mutig vorangehen und unserer Kirche starke Führung geben können“. Wofür die Kirche stehe, welche Relevanz sie heute besitze und welche Rolle der Glaube für die Menschen spielen könne, seien dringliche Fragen, denen viele Gläubige mit großem Engagement und Ideenreichtum begegneten, erläutert Erzbischof Becker: „Für den nicht immer einfachen, aber stets fruchtbaren und fairen Dialog bin ich sehr dankbar.“

„Im Kern steht unser fortwährender Auftrag, mit unserem Herrn Jesus Christus zu gehen und seine Frohe Botschaft von der Liebe Gottes zu verkünden“, betont Erzbischof Becker. Die Frohe Botschaft müsse Bestand haben in einer Phase epochalen Wandels. „Sie muss die tragende Säule aller Veränderungsprozesse in der Kirche sein. Und sie muss in Zeiten einer Pandemie, eines Kriegs mitten in Europa und des immer deutlicher werdenden Klimawandels mit lauter und kraftvoller Stimme verkündet werden.“

Vieles sei von seiner Generation geordnet und angelegt, schreibt Erzbischof Becker. „Die jüngeren Generationen mögen den Weg nun weiter ausbauen und das pilgernde Volk Gottes mit neuer Kraft, mit Gottvertrauen und Glaubensfreude in die Zukunft führen. Dafür bitte ich um Gottes Hilfe und Seinen reichen Segen.“

Über das Emeritierungsgesuch von Erzbischof Becker wird jetzt Papst Franziskus zu entscheiden haben. Erst mit Annahme des Gesuchs durch den Heiligen Vater tritt Erzbischof Becker in den Ruhestand.

Die persönliche Erklärung von Erzbischof Becker im Wortlaut

„Sehr geehrte Damen und Herren, Schwestern und Brüder,
Wegbegleiterinnen und -begleiter, liebe Mitbrüder,

nach Eintritt in mein 75. Lebensjahr habe ich nunmehr Papst Franziskus in einem Brief um die Entpflichtung von meinen Aufgaben als Erzbischof von Paderborn gebeten und hoffe, dass er dieser Bitte stattgibt.

In den vergangenen Monaten habe ich intensiv über diesen Schritt nachgedacht und im Gebet Kraft für diese Entscheidung gesucht. Ich spüre, dass der Zeitpunkt einer verantwortungsvollen Übergabe meines Amtes und der damit verbundenen Aufgaben nun gekommen ist.

Wozu bist du da, Kirche von Paderborn? Meine Amtszeit habe ich der Aufgabe verschrieben, dieser Frage nachzugehen. Dabei habe ich versucht, die verschiedenen Antworten auf diese Frage aufzuspüren. Die Frage, wofür unsere Kirche steht, welche Relevanz sie im Heute besitzt und welche Rolle der Glaube für die Menschen spielen kann, wurde mit den Jahren von Vielen immer dringlicher gestellt. Viele dieser Suchenden brachten sich mit großem Engagement und Ideenreichtum in den auf dieser Grundlage angestoßenen diözesanen Entwicklungsprozess ein. Für diesen nicht immer einfachen, aber stets fruchtbaren und fairen Dialog bin ich sehr dankbar.

Mit unserem Zukunftsbild und dem daraus abgeleiteten Diözesanen Weg 2030+ versuchen wir, für unser Erzbistum die Weichen zu stellen. Im Kern steht unser fortwährender Auftrag, mit unserem Herrn Jesus Christus zu gehen und seine Frohe Botschaft von der Liebe Gottes zu verkünden. Die Frohe Botschaft muss Bestand haben in einer Phase epochalen Wandels. Sie muss die tragende Säule aller Veränderungsprozesse in der Kirche sein. Und sie muss in Zeiten einer Pandemie, eines Kriegs mitten in Europa und des immer deutlicher werdenden Klimawandels mit lauter und kraftvoller Stimme verkündet werden.

Die großen Aufgaben und Herausforderungen, die unserer Kirche auf ihrem Weg in die Zukunft bevorstehen, sollen von den jüngeren Generationen nicht nur getragen werden. Sie sollen von ihnen auch in Leitungsverantwortung gestaltet werden können. Ich bin voller Zuversicht, dass sie auf dem Weg, den die katholische Kirche in Deutschland mit dem Synodalen Weg und unser Erzbistum mit seinem Diözesanen Weg für das nächste Jahrzehnt eingeschlagen haben, mutig vorangehen und unserer Kirche starke Führung geben können. Vieles für diesen Weg ist von meiner Generation geordnet und angelegt. Doch die jüngeren Generationen mögen den Weg nun weiter ausbauen und das pilgernde Volk Gottes mit neuer Kraft, mit Gottvertrauen und Glaubensfreude in die Zukunft führen. Dafür bitte ich um Gottes Hilfe und Seinen reichen Segen.“

Zur Person

Erzbischof Hans-Josef Becker ist der 66. Bischof und der vierte Erzbischof von Paderborn. Er wurde als Nachfolger des 2002 verstorbenen Erzbischofs Johannes Joachim Kardinal Degenhardt am 28. September 2003 in sein Amt eingeführt. Das Leitwort von Erzbischof Hans-Josef Becker lautet „In verbo autem tuo“ – „Auf dein Wort hin“ (Lukas 5,5).

Hans-Josef Becker wurde am 8. Juni 1948 in Belecke / Warstein geboren. Nach seinem Abitur absolvierte er in Paderborn ein Lehramtsstudium für Grund- und Hauptschulen, das er 1972 mit der Zweiten Staatsprüfung abschloss. Anschließend studierte er in Paderborn und München Theologie und Philosophie. Am 11. Juni 1977 wurde er von Erzbischof Johannes Joachim Degenhardt zum Priester geweiht.

Seine erste Vikarsstelle hatte Becker von 1977 bis 1981 in der Paderborner St.-Bonifatius-Gemeinde. Ab 1981 war er in der Gemeinde St. Nikolaus in Lippstadt tätig – zunächst als Vikar, dann als Pfarrverwalter und ab 1987 als Pfarrer. 1992 wurde er zum Dechanten für das Dekanat Lippstadt gewählt.

1995 übernahm Becker die Leitung der damaligen Zentralabteilung und des heutigen Bereiches Pastorales Personal im Erzbischöflichen Generalvikariat Paderborn und wurde zeitgleich Wirklicher Geistlicher Rat. Papst Johannes Paul II. ernannte Hans-Josef Becker 1996 zum Päpstlichen Ehrenprälaten und 1999 zum Titularbischof von Vina und zum Weihbischof in Paderborn. Die Bischofsweihe erfolgte am 23. Januar 2000. In seiner Zeit als Weihbischof war Becker zudem Bischofsvikar für die Priesterfortbildung.

2002 wurde Becker zum Domkapitular ernannt. Im selben Jahr wählte ihn nach dem Tod von Kardinal Degenhardt das Paderborner Metropolitankapitel zum Diözesanadministrator. 2003 schließlich wurde Hans-Josef Becker durch das Metropolitankapitel zum Erzbischof von Paderborn gewählt und von Papst Johannes Paul II. ernannt.

Der Souveräne Malteserorden ernannte Erzbischof Hans-Josef Becker 2004 zum Großkreuz-Ehrenkonventualkaplan. Im Jahr 2006 übernahm er den Vorsitz der Kommission VII Erziehung und Schule der Deutschen Bischofskonferenz. Seit 2012 ist er zudem Ko-Präsident der Internationalen Dialogkommission der Katholischen Kirche und der Alt-Katholischen Bischofskonferenz der Utrechter Union. 2016 wurde er Prior der Rheinisch-Westfälischen Provinz des Ritterordens vom Heiligen Grab zu Jerusalem.

Wie geht es weiter?

Die freie Entscheidung über das Emeritierungsgesuch von Erzbischof Hans-Josef Becker liegt beim Heiligen Vater. Erst mit Annahme des Gesuchs durch Papst Franziskus tritt Erzbischof Hans-Josef Becker in den Ruhestand und wird der Erzbischöfliche Stuhl vakant.

Vakanz des Bischofsstuhls

Mit Beginn der Vakanz übernimmt der dienstälteste Weihbischof, Matthias König, die kurzfristige Leitung des Erzbistums. Innerhalb von acht Tagen tritt dann das Metropolitankapitel zusammen und wählt den Diözesanadministrator. Dieser leitet das Erzbistum übergangsweise bis zum Amtsantritt des neuen Erzbischofs.

Das Paderborner Metropolitankapitel setzt sich zusammen aus dem Dompropst, dem Domdechanten, acht residierenden und vier nicht residierenden Domkapitularen. Letztgenannte wirken nicht bei der Wahl des Administrators, jedoch bei der Wahl des neuen Erzbischofs und bei der Erstellung der Vorschlagsliste mit.

Wahl des Erzbischofs

Die Wahl des neuen Erzbischofs steht nach den Bestimmungen des Preußenkonkordats dem Metropolitankapitel zu. Das Preußische Konkordat sieht vor, dass nach Eintritt der Vakanz unter anderem das jeweilige Domkapitel dem Heiligen Stuhl eine Liste mit aus seiner Sicht geeigneten Kandidaten einreicht.

Unter Würdigung der Vorschläge übermittelt der Heilige Stuhl dem Metropolitankapitel eine Liste mit den Namen von drei Personen. Aus diesem Personenkreis wählt das Metropolitankapitel in freier, geheimer Abstimmung den neuen Erzbischof von Paderborn.

Nach der Wahl werden gemäß den konkordatären Bestimmungen zunächst die betreffenden Landesregierungen informiert und angefragt, ob Bedenken politischer Art gegen den Gewählten bestehen. Anschließend ernennt der Papst den neuen Erzbischof.

In einer liturgischen Feier wird der neue Erzbischof von Paderborn in sein Amt eingeführt. Zu diesem Zeitpunkt endet die Vakanz des Erzbischöflichen Stuhls und damit zugleich auch das Amt des Diözesanadministrators.