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Titelseite des Themenheftes zur Woche für das Leben 2022: Die bundesweite ökumenische Aktionswoche will in diesem Jahr zu einem angstfreien Umgang mit Demenzerkrankungen ermutigen. © Woche für das Leben
26.04.2022

„Leben mit dem Vergessen heißt nicht, vergessen zu werden“

Woche für das Leben 2022: Erzbischof Becker fordert Zuwendung statt Isolation für demenzkranke Menschen

Paderborn (pdp). Zur diesjährigen ökumenischen Woche für das Leben, die bundesweit vom 30. April bis 7. Mai 2022 stattfindet, ruft Erzbischof Hans-Josef Becker dazu auf, demenzkranke Menschen nicht aus der Öffentlichkeit zu verdrängen, sondern ihnen Zuwendung zu schenken. „Eine Krankheit, die den uns anvertrauten Menschen ihre Erinnerung raubt, die sie orientierungslos macht und ihre Persönlichkeit tief verändert, darf uns nicht zum Schweigen bringen“, fordert der Paderborner Erzbischof in seinem Grußwort zur seit mehr als 20 Jahren durchgeführten Aktionswoche der Deutschen Bischofskonferenz und der Evangelischen Kirche in Deutschland. Die Woche für das Leben steht in diesem Jahr unter dem Leitwort „Mittendrin. Leben mit Demenz“ und will einen angstfreien Umgang mit der Krankheit fördern.

Es brauche im Umgang mit Demenz einen wachen Blick auf Situationen, in denen Menschen ihren Halt im Leben verlieren und Beziehungen an die Grenzen ihrer Belastbarkeit gelangen, erklärt Erzbischof Becker. Demenz bleibe als Krankheit oft unsichtbar, weil sie die betroffenen Menschen aus der Öffentlichkeit herausdränge. „Menschen mit Demenz leiden nicht selten unter Isolation und dem Gefühl, nicht mehr willkommen zu sein“, so der Paderborner Erzbischof. Er fordert eine Haltung, „in der die erkrankten Menschen spüren, dass sie wertvolle Glieder unserer Gesellschaft sind und dass ihr Leben mit dem Vergessen nicht bedeutet, vergessen zu werden.“

Zum Leben in Gemeinschaft erschaffen

Die Beziehungsfähigkeit eines kranken Menschen bleibe bis zuletzt erhalten, erläutert Erzbischof Becker. Diese Fähigkeit zur Beziehung sei der „wichtigste Ansatzpunkt, um den dementiell erkrankten Menschen Nähe und Vertrautheit spüren zu lassen.“ Menschliche Zuwendung mache bewusst, „dass Menschen nicht als Einzelwesen erschaffen worden sind, sondern zu einem Leben in Gemeinschaft“. Dafür sei es nötig, das Leben eines jeden Menschen in seiner Verletzlichkeit und Schutzbedürftigkeit neu zu sehen.

Die durch Angehörige in Familien und Mitarbeitende in Alten- und Pflegeeinrichtungen geleistete Zuwendung sei „ein unübersehbares Signal menschlicher Geschwisterlichkeit, zu der uns Gott berufen hat“, macht Erzbischof Becker abschließend deutlich: „Für diesen großherzigen persönlichen Einsatz zur Unterstützung unserer erkrankten Mitmenschen danke ich von Herzen.“

Woche für das Leben 2022

Die Woche für das Leben 2022 wird bundesweit am Samstag, 30. April 2022, um 10.30 Uhr in der Leipziger Nikolaikirche mit einem ökumenischen Gottesdienst eröffnet. Diesen Gottesdienst werden der stellvertretende Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, Bischof Dr. Franz-Josef Bode, die Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland, Präses Dr. h. c. Annette Kurschus, Bischof Heinrich Timmerevers als Bischof des Bistums Dresden-Meißen und Tobias Bilz als Landesbischof der Evangelisch-Lutherischen Landeskirche Sachsens mitfeiern. Der Gottesdienst wird live im MDR-Fernsehen übertragen. Bei einem anschließenden Fachpodium in der Nikolaikirche wird im Kontext der „Nationalen Demenzstrategie der Bundesregierung“ diskutiert, wie Menschen mit Demenz und ihren Angehörigen ein größeres Maß an Teilhabe am gesellschaftlichen Leben ermöglicht werden kann.

Im Themenheft zur diesjährigen Woche für das Leben finden sich verschiedene wissenschaftliche Auseinandersetzungen mit der Krankheit Demenz, unter anderem aus medizinischer, psychologischer und christlich-ethischer Perspektive. Ebenso wird ein Überblick zum Stand der Forschung gegeben und die wichtigen Aspekte der Pflege und Betroffenheit von Angehörigen werden dargestellt. Nicht zuletzt wird nach der Bedeutung der Demenz für Theologie und Seelsorge gefragt. Das Heft ist als gedrucktes Exemplar direkt auf der Homepage www.woche-fuer-das-leben.de  zu bestellen. 
Hier finden Sie das PDF des Themenheftes zum Download.

Im Erzbistum Paderborn fanden zur diesjährigen Woche für das Leben bereits Anfang April zwei Informationsveranstaltungen mit Fachreferierenden aus Ethik, Medizin und Pflege statt.

Stichwort „Woche für das Leben“

Die „Woche für das Leben“ geht auf eine Initiative der Deutschen Bischofskonferenz (DBK) und des Zentralkomitees der deutschen Katholiken (ZdK) zurück, die in besonderer Weise auf den „Schutz des ungeborenen Lebens“ (so auch das Motto der ersten „Woche für das Leben“ im Jahr 1991) aufmerksam machen wollten. 1994 schloss sich der Rat der Evangelischen Kirche in Deutschland der Aktion an. Mittlerweile ist die bis heute einzigartige Initiative ein Plädoyer für die Würde und den Schutz des menschlichen Lebens in all seinen Phasen. Kirchengemeinden, Einrichtungen und Verbände in allen 27 katholischen Bistümern und 24 evangelischen Landeskirchen nehmen an der „Woche für das Leben“ teil und machen sie damit bundesweit bekannt.