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„Ich freue mich sehr auf die Zeit, wenn wieder mehr Leben auf dem Gelände ist.“ Dr. Andreas Rohde © Erzbistum Paderborn
22.03.2021

Nach der Pandemie weitere Aufwertung zu erwarten

„Online-Kurse sind knackiger und kürzer“

Interview mit Dr. Andreas Rohde, Direktor von St. Bonifatius Elkeringhausen

Dr. Andreas Rohde ist seit 2019 Direktor des Bildungs- und Exerzitienhauses St. Bonifatius in Winterberg-Elkeringhausen, das seit 1964 ein Ort für Erwachsenenbildung des Erzbistums Paderborn ist. Das Haus verweist auf eine lange Geschichte und gehörte seit 1929 als Religionshochschule zu den ersten katholischen Bildungsstätten im deutschsprachigen Raum.

Redaktion:

Sehr geehrter Pastor Rohde seit einem Jahr beherrscht die Corona-Pandemie unser Leben. Wie würden Sie die vergangenen zwölf Monate für “St. Bonifatius” in einem Satz zusammenfassen?

Dr. Andreas Rohde:

Es war für alle Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter ein herausforderndes Jahr, das wir nach meinem Dafürhalten gut gemeistert haben. Gewohnte Arbeitsabläufe mussten verändert werden, und einige Monate lang war gar keine Kursarbeit möglich. So ist es auch momentan.

Redaktion:

Was bedeuteten die Maßnahmen zur Bekämpfung der Pandemie für das Bildungshaus hinsichtlich der Belegung, der Teilnehmerzahlen sowie der Angebote von Seminaren und Veranstaltungen?

Dr. Andreas Rohde:

Es war natürlich nur ein eingeschränkter Betrieb möglich. So konnte beispielsweise der Speisesaal wegen der Abstände, die eingehalten werden müssen, nicht die gewohnte Anzahl an Personen fassen. Dadurch, dass wir nicht voll belegen konnten, mussten einige Kurse leider abgesagt werden. Ich kann aber sagen, dass wir trotz der Pandemie eine zufriedenstellende Belegung hatten und die Kursteilnehmenden und Gäste sich hier dank unseres Hygienekonzeptes sicher gefühlt haben.

Redaktion:

Wie sah das Hygienekonzept am Beispiel der Bildungseinrichtung in Elkeringhausen aus?

Dr. Andreas Rohde

Das hing stark von den Inzidenzwerten und dem Verlauf der Pandemie ab. Als wir nach dem ersten Lockdown im letzten Frühsommer unser Haus wieder geöffnet haben, musste beispielsweise eine zentrale Essensausgabe erfolgen. Später war dann eine Bedienung am Tisch wieder möglich, dafür musste aber ein Mundschutz auch in den Seminarräumen getragen werden. Maßnahmen wie das Einhalten von Abständen oder Handdesinfektion sind natürlich selbstverständlich. Das Hygienekonzept wurde und wird immer wieder dem Pandemiegeschehen angepasst.

Redaktion:

Neue Angebote mussten konzipiert werden. Wie schnell ging das? Wie kamen die Online-Seminare an?

Dr. Andreas Rohde:

Im ersten Lockdown haben wir über Online-Kurse noch nicht nachgedacht. Da stand einfach alles still, bis auf Videopodcasts, die wir wöchentlich anstelle der Gottesdienste in der Zeltkirche produziert hatten. Im November begannen wir dann damit, Online-Kurse zu konzipieren. Wir wollten zunächst analoge Kurse, die ausfallen mussten, in digitale Formate verwandeln. Doch die Resonanz der Gäste war darauf eher zurückhaltend. Viele belegen Kurse bei uns, weil sie den Ort schätzen und aus ihrem gewohnten Alltag herauskommen wollen. Im Fortbildungsbereich sind die Online-Formate besser gelaufen. Ab April bieten wir digitale Kurse an, die von vorneherein so konzipiert sind. Online-Kurse wollen wir auch nach der Pandemie anbieten und sie nicht nur als Notnagel verstehen.

Redaktion:

Hatten die Online-Angebote auch Vorteile?

Dr. Andreas Rohde:

Online-Kurse sind kürzer und knackiger. Sie haben den unbestreitbaren Vorteil, dass eine Teilnahme bequem von Zuhause aus möglich ist. Die digitalen Angebote erschließen uns einen neuen Kreis von Teilnehmenden. Auch für Referentinnen und Referenten kann es ein Vorteil sein, von Zuhause aus zu arbeiten. Demnächst wollen wir auch Hybrid-Angebote, die aus analogen und digitalen Kursteilen bestehen, anbieten und insgesamt die Anteile am digitalen Bildungsmarkt weiter ausbauen.

Redaktion:

Wie war die Stimmung bei Ihren Mitarbeitenden?

Dr. Andreas Rohde:

Unseren Mitarbeitenden fehlt die alltägliche Arbeit in unserem Bildungs- und Exerzitienhaus. Sie vermissen den Kontakt zu den Gästen und Kursteilnehmenden und natürlich auch die Gemeinschaft untereinander. In einigen Bereichen wie der Pädagogik oder dem Belegungsmanagement konnte die Arbeit fortgesetzt werden. Im Bereich von Küche und Service gibt es derzeit nichts zu tun. Ich glaube, ich kann sagen, alle Kolleginnen und Kollegen sind froh, wenn es endlich wieder losgehen kann.

Redaktion:

Was haben Sie am meisten im letzten Jahr als Direktor des Bildungshauses vermisst?

Dr. Andreas Rohde:

Ganz klar, die Kursteilnehmenden und Gäste sowie die Kolleginnen und Kollegen, die derzeit Zuhause sind. Ich freue mich sehr auf die Zeit, wenn wieder mehr Leben auf dem Gelände ist.

Redaktion:

Was wünschen Sie sich “nach Corona” für Ihr Haus?

Dr. Andreas Rohde:

Ich wünsche mir, dass unsere Gäste wieder gerne nach St. Bonifatius kommen und ich mich irgendwann auch wieder über ein volles Haus freuen kann. Und zugleich wünsche ich mir, dass wir viele der strategischen und konzeptionellen Überlegungen, die wir in dieser Coronazeit angestellt haben, umsetzen können. Ich wünsche mir, dass Corona – im guten Sinne – nicht spurlos an unserem Haus vorbeigeht, sondern ein beständiges Nachdenken über Bildungsinhalte und -themen nach sich zieht, die die Menschen heute wirklich brauchen.

Auszug aus der Pressemeldung des Erzbistums Paderborn vom 18. März 2021