Offener Brief der Krankenhausseelsorgenden zum Pflegenotstand
Auf dem Kurznachrichtendienst X (vormals Twitter) geben unter den Hashtags #pflegebrennt und #medizinbrennt Mitarbeitende in den Krankenhäusern Tag für Tag erschütternde Einblicke in ihren Arbeitsalltag. In den Zeitungen jedoch kommt der Pflegenotstand nur noch in Randspalten vor, die Schlagzeilen machen andere Themen. Einen neuen Anlauf, die unerträgliche Situation des Pflegepersonals wieder in den allgemeinen Diskurs zu rücken und dadurch zu verbessern, unternimmt nun die Konferenz der Klinikseelsorgenden im Erzbistum Paderborn. In einem Offenen Brief wendet sie sich an die Öffentlichkeit und an die Gesundheitspolitik, weist auf unhaltbare Zustände hin und stellt konkrete Forderungen zum Beispiel in Bezug auf die Reform des Fallpauschalsystems.
„Als Krankenhausseelsorgende betreuen wir nicht nur Patientinnen und Patienten. Wir sind auch für das seelische Wohl der Mitarbeitenden da“, erklärt Matthias Bruders, Krankenhauspfarrer im St. Marien-Hospital in Hamm , die Hintergründe für den Offenen Brief. „Was wir täglich mitbekommen, belastet uns in der Krankenhausseelsorge sehr.“ Es sei kein Wunder, dass mittlerweile viele Mitarbeitende in der Pflege ihrem Beruf den Rücken kehrten und sich dadurch die Überlastung der verbleibenden Pflegekräfte ständig vergrößere.
Als Kernursache des Pflegenotstands machen die Klinikseelsorgenden die fortschreitende Ökonomisierung des gesamten Gesundheitswesens und damit auch der Krankenhäuser aus. „Aus unserem christlichen Menschenbild heraus wollen wir ein Krankenhaus, das sich an den Menschen ausrichtet und die Bedürfnisse der Schwachen und Schutzbedürftigen in den Mittelpunkt stellt“, so Krankenhauspfarrer Matthias Bruders. Mit ihrer Aktion solidarisieren sich die Krankenhausseelsorgenden im Erzbistum Paderborn mit allen vom Pflegenotstand Betroffenen und fordern ein Umdenken in Politik und Gesellschaft.