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Diskutierten unter der Moderation von Claudia Auffenberg (links) und gestalteten den Abend: Reinhold Harnisch, Finja Miriam Weber, Msgr. Dr. Michael Bredeck, Nadine Mersch, Jan Hilkenbach und Kai Christian Moritz (v.l.). © Patrick Kleibold / Der Dom
12.06.2023

Pfingstempfang des Diözesankomitees Paderborn

Das Diözesankomitee im Erzbistum Paderborn stellt Betroffene sexualisierter Gewalt in der Kirche in den Mittelpunkt seines Pfingstempfanges

Paderborn, 07.06.2023 Die Vertretung der katholischen Engagierten in Verbänden und Gemeinden im Erzbistum Paderborn, das Diözesankomitee, lud in diesem Jahr zu ihrem Pfingstempfang in die Neue Schmiede nach Bielefeld ein. Mehr als 120 Gäste aus Gemeinden, Verbänden und Institutionen folgten der Einladung zur Diskussion und Begegnung.

Im besonderen Fokus des Abends stand der Synodale Weg der katholischen Kirche in Deutschland. Dieser hatte den Auftrag, strukturiert wichtige Reformen in der Kirche darzulegen. Sein Ursprung lag im Bekanntwerden des Ausmaßes sexualisierter Gewalt und ihrer Vertuschung durch Kleriker. Kai Christian Moritz, Mitglied des Betroffenenbeirats bei der Deutschen Bischofskonferenz, beleuchtete als Impulsgeber den Zusammenhang vom System katholischer Kirche, sexualisierter Gewalt und Macht. Der Synodale Weg als Reformprozess habe, so Moritz, in der Kirche in Deutschland zwar einiges bewegt, aber über Handlungsempfehlungen für die einzelnen Bischöfe sowie Forderungen an den Vatikan sei er nicht hinausgegangen. Dies liege in der Machtarithmetik der katholischen Kirche begründet. Die Frage der Macht, deren Konzentration und Verteilung werde so beispielhaft deutlich – sie sei auch die zentrale Zukunftsfrage für die Kirche. Für Moritz gilt es, Macht zu teilen und die Verantwortung auf viele Schultern zu legen. Eine Rechenschaftspflicht für Leitende auf allen Ebenen sei dann eine Selbstverständlichkeit. Das Festhalten an traditionell-tradierten Strukturen hingegen sei oftmals angstbehaftet und eine Schwäche, die zu benennen sei. Kirche müsse – wolle sie in einer pluralen Gesellschaft Bestand haben – sich als Angebot für freie und gleiche Menschen begreifen.

Reinhold Harnisch als Vorstand und Sprecher der Betroffenen-Vertretung im Erzbistum Paderborn teilte diese Einschätzung in der Podiumsdiskussion und verwies darauf, dass sich die Kirche als Institution – wie jedes Unternehmen auch – erneuern müsse. Ein gutes Beispiel sei die Aufarbeitungs- und Interventionsarbeit im Erzbistum. Hier gebe es eine gute Kommunikation zwischen dem Generalvikariat und der Betroffenen-Vertretung, deren Arbeit er auch vorstellte. Insbesondere erläuterte Harnisch den selbst gewählten Ansatz, sich als selbstständiger Verein zu organisieren. Somit arbeiten die Engagierten nicht nur ehrenamtlich, sondern auch unabhängig von Weisungen oder Vorgaben des Erzbistums. Weitere Informationen zur Betroffenen-Vertretung sind auf deren Homepage abrufbar: https://www.betroffene-paderborn.de.

Nadine Mersch, Vorsitzende des gastgebenden Diözesankomitees, stellte indes heraus, dass alle zum System Kirche Dazugehörigen und nicht nur Kleriker in der Vergangenheit Strukturen mitgetragen hätten, die sexualisierte Gewalt und Machtmissbrauch begünstigten. Dementsprechend hätten auch die Laien heute den Auftrag, Faktoren zu überwinden, die sexualisierte Gewalt begünstigten. Dazu zähle insbesondere, Strukturen zu entwickeln, mittels derer Machtmissbrauch vermieden wird. Dies sei Ziel des Synodalen Weges gewesen und Zukunftsaufgabe für alle Aktiven im Erzbistum. Jan Hilkenbach, ebenfalls Vorsitzender des Diözesankomitees, forderte dazu auf, gemeinsam dran zu bleiben und besonders die unbequemen aber äußerst wichtigen Themen immer wieder in die kirchlichen Strukturen auf allen Ebenen einzubringen.

Msgr. Dr. Michael Bredeck, Diözesanadministrator des Erzbistums Paderborn, betonte, dass das gemeinschaftliche Miteinander im Erzbistum kontinuierlich ausgebaut und gefördert werde. Synodalität solle auf allen Ebenen des Erzbistums verankert werden – sowohl bei Entscheidungssetzungen wie auch bei Schwerpunktsetzungen. Daher sei Synodalität als ein Thema der gemeinsamen Kultur zu begreifen und schlage sich entsprechend auch in der Bistumsentwicklung nieder. Dass die Arbeit eines zukünftigen Synodalen Ausschusses, der den bisherigen Synodalen Weg weiter fortsetzt, auch im Erzbistum aufgegriffen werde, hofft indes Finja Miriam Weber. Weber vertrat die Perspektive der jungen Christinnen und Christen im Synodalen Weg. Nun ist sie gewähltes Mitglied des Synodalen Ausschusses, der im Herbst seine Arbeit aufnehmen soll.

Nach der Paneldiskussion wurde das Podium für Fragen und Rückmeldungen aus dem Publikum geöffnet. Dabei wurde deutlich, dass es an den Beteiligten im Erzbistum selbst liege, die Beschlüsse des Synodalen Weges umzusetzen. Ein Zurück hinter den dortigen Diskurs und die dort besprochenen Themen kann es nicht mehr geben, so das Fazit.