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Wallfahrtsort Marienkirche, Hallenberg © Besim Mazhiqi / Erzbistum Paderborn
7.09.2021

Phantastische Tierwesen, zu finden in Hallenberg

Die Wallfahrtskirche Mariä Himmelfahrt in Hallenberg blickt auf eine über tausendjährige Geschichte zurück – die Wallfahrt wurde erst 1927 wiederbelebt.

Bei Wikipedia heißt sie Merklinghauser Kapelle. Das ist nicht komplett verkehrt, aber auch nicht ganz richtig. „Völlig falsch ist die Bezeichnung Kapelle“, betont Georg Glade, ehrenamtlicher Stadtarchivar in Hallenberg, der südlichsten Stadt im Hochsauerlandkreis. „Auch wenn es sich um ein kleines Gebäude handelt, ist Mariä Himmelfahrt eine richtige Kirche, die früher eine eigene Pfarrstelle hatte und in der noch heute Messen gefeiert werden.“ Die Ortsbezeichnung Merklinghausen lässt Georg Glade wenigstens zur Hälfte gelten. Die im Jahr 1002 erstmals erwähnte Kirche gehörte wie die benachbarte Ortschaft Merklinghausen dem Kloster in Deutz. Während die Kirche bis in die Jetztzeit erhalten blieb, war die Ansiedlung im Lauf der Geschichte jedoch wüst. Womöglich wurde der Weiler bereits mit Gründung der Stadt Hallenberg um das Jahr 1250 aufgegeben, als feste Stadtmauern den Menschen mehr Schutz gaben. „In Hallenberg ist die Bezeichnung Merklinghauser Kapelle wenig geläufig“, erklärt Georg Glade. „Dort wird sie Unterkirche genannt. Die ‚Oberkirche‘ ist St. Heribert.“

Abbildungen phantastischer Fabelwesen

Für manche Gläubige in Hallenberg gehört es am Sonntag einfach dazu, nach dem Gottesdienst von der Ober- in die Unterkirche zu pilgern, um dort noch Andacht zu halten oder auch einfach nur den Freskenschmuck zu bewundern. Den ältesten, auf das Jahr 1002 zurückgehenden Teil der Kirche bildet der Chorraum. Die hier im Zuge von Restaurierungen gefundenen Fresken gehören allem Anschein nach zur Erstausstattung, sind jedoch bereits so stark verblasst, dass eine Wiederherstellung nicht mehr sinnvoll erschien. Anders hingegen verhält es sich bei den Ausmalungen des auf das Jahr 1120 zurückgehenden Langhauses. Hier finden sich neben den Symbolen der vier Evangelisten und allerlei Rankenschmuck auch Abbildungen phantastischer Fabelwesen, etwa eine Vogelfigur mit Doppelkörper. „Diese Figur wie auch die astronomischen oder astrologischen Zeichen lassen sich ikonografisch sehr schwer deuten“, berichtet der Heimatgelehrte Georg Glade.

Sedes sapientiae

Einfacher zu erklären ist dagegen das Mitte des 13. Jahrhunderts entstandene Gnadenbild „Unserer Lieben Frau von Merklinghausen“. Es entspricht dem Typus der „Sedes sapientiae“, dem Sitz der Weisheit. Bei diesem in der Romanik weit verbreiteten Bildtypus sitzt der Jesusknabe auf dem Schoß einer thronenden Gottesmutter Maria. Das Gnadenbild ist Zeichen einer sehr früh einsetzenden Marienwallfahrt nach Hallenberg. Allerdings: Von der Barockzeit bis zum Jahr 1927 galt das Gnadenbild als verschollen. Tatsächlich weist die Lindenholzmadonna Brandspuren auf, die ihr womöglich im Dreißigjährigen Krieg zugefügt worden waren. Aber verschwunden war die Madonna nicht, sie wurde einfach nicht mehr als Gnadenbild erkannt. „Dem Zeitgeist folgend, wurden in der Zeit des Barock der Figur unten Latten angenagelt, außerdem erhielt sie einen Mantel aus Stoff“, erklärt Georg Glade. „Mit ziemlich merkwürdigen Methoden wurde die Madonna damit von einer Sitzfigur mit dem Jesusknaben auf dem Schoß zu einer Standfigur umgebaut.“ Wiederentdeckt wurde die mittelalterliche Madonnenplastik erst von Pater Ansgar Pöllmann OSB. Er ließ sie 1927 restaurieren und sorgte damit für eine Wiederbelebung der Marienwallfahrt nach Hallenberg.

Das Patronatsfest Mariä Himmelfahrt

Höhepunkt der Wallfahrt ist das Patronatsfest Mariä Himmelfahrt. Groß gefeiert wird in Hallenberg aber nicht am 15. August, sondern immer am Sonntag danach, damit sich möglichst viele Gläubige zum Muttergottestag versammeln können. Doch auch zu allen anderen Tagen im Jahr ist die Wallfahrtskirche Mariä Himmelfahrt in Hallenberg ein Ort des lebendigen Glaubens. Im Mai finden Maiandachten statt, im Oktober finden sich Gläubige in der Kirche mit ihrer über tausendjährigen Baugeschichte ein, um den Rosenkranz zu beten. Für Stadtarchivar Georg Glade ist die Wallfahrtskirche Mariä Himmelfahrt „ein höchst erbauliches Stück Hallenberger Heimat.“

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