Welches Gesicht geben Sie der Kirche?
Drei Antworten aus Brilon
Kirche. Ein Gebäude? Eine Institution? Eine Gemeinschaft? Kirche ist mehr, als diese Worte umfassen. Die Kirche lebt aus der Beziehung zu Jesus Christus. Sie lebt von den Menschen, die sie gestalten und sich dafür einsetzen, dass das Reich Gottes wachsen kann.
Die Kirche hat also viele Gesichter. Millionen in Deutschland, Milliarden weltweit. Welches Gesicht geben Sie der Kirche? Eine Frage, die wir drei Menschen aus Brilon gestellt haben.
Theresa Becker aus Brilon.
„Herr Propst, sie müssen Hashtags benutzen“
Theresa Becker, 36 Jahre, Inhaberin eines Betriebs für Haustechnik, ehrenamtlich aktiv im Kirchenvorstand
Als ich in der Corona-Zeit schwanger war, bin ich oft im Sauerland wandern gegangen. Mit Rucksack und Kerze. Auf dem Borberg kam ich zum Beispiel an der Muttergottes vorbei, habe die Kerze angezündet und innegehalten.
Kirche und Glaube sind für mich immer präsent. Kirche ist überall. Bei uns im Sauerland denken aber noch viele Menschen: ‚Oh Gott, wenn ich glaube, dann muss ich unbedingt sonntagsmorgens in die Messe gehen.‘ Ich glaube: Das muss man auflockern. Ich möchte den Menschen meiner Generation davon erzählen, wie Kirche wirklich ist. Dass der Glaube nicht nur mit dem Kirchgang zu tun hat.
Ich habe unseren Propst Reinhard Richter dazu motiviert, Instagram zu nutzen. Da hat er gesagt: „Dann müssen Sie mir sagen, wie das geht.“ Also haben wir da gesessen und das geübt. „Herr Propst, Sie müssen Hashtags benutzen, das ist das Wichtigste“, habe ich ihm gesagt. Das mit den Hashtags kriegt er aber noch nicht so hin.
Kirche ist für mich Gemeinschaft, ein großer Zusammenhalt. Durch die Arbeit im Kirchenvorstand weiß ich, wie viele wirtschaftliche Dinge dazugehören. Manche Männer sitzen schon im Kirchenvorstand, da war ich noch nicht mal geboren. Also gebe ich der Kirche ein junges Gesicht, denke ich.
Der Mann im Hintergrund
Willi Steffen, 57, Küster der Propsteikirche Brilon
Von Kind an haben wir neben der Kirche in Thülen, einem Ortsteil von Brilon, gewohnt. Wenn sich für den Gottesdienst kein Messdiener gefunden hat, hat meine Oma gesagt: „Dann geh du doch, wir wohnen doch nebenan.“
Seit 2009 arbeite ich in Vollzeit als Küster der Propsteikirche Brilon und bin mittlerweile für alle Küster des Pastoralen Raums Brilon der Ansprechpartner. Ich bereite jeden Sonntag zwei oder drei Messen vor, werktags einen Gottesdienst, dazu Sondergottesdienste, Beerdigungen, Taufen. Da kommt schon was zusammen – und ich bin immer im Hintergrund dabei. Kirche ist für mich da, wo Menschen zusammentreffen und den Glauben feiern.
Ich erlebe, dass Menschen bei Taufen oder Hochzeiten den Anspruch haben, dass der Gottesdienst genauso abläuft, wie sie sich das vorstellen. Da gehe ich mit einem fröhlichen Lächeln auf sie zu, spreche mit ihnen und wir vereinbaren: Wir machen das so und so.
Ich bilde auch die Messdiener aus und kümmere mich um den Blumenschmuck in der Kirche. Die Leute sagen mir: „Man kommt in die Kirche und es ist einfach schön.“
Willi Steffen, Küster der Propsteikirche Brilon.
Carsten Streffing, Religionslehrer am Petrinum in Brilon.
In der Schule steht er für die Kirche
Carsten Streffing, 31, Religionslehrer am Gymnasium Petrinum Brilon
Als Religionslehrer ist es für mich wichtig, den Glauben zu leben und hinter der Institution Kirche zu stehen. Nicht mit allen Facetten, aber schon mit Überzeugung. Meine Schüler merken es, ob ich in der Lage bin, die Grundsätze im Glauben zu vermitteln. Und ob ich hinter dem stehe, was ich da erzähle.
Allein schon dadurch, dass ich als Religionslehrer tätig bin, verbinden meine Schülerinnen und Schüler mich mit „der Kirche“. Dazu kommt, dass ich auch ehrenamtlich in der Kirchengemeinde vor Ort engagiert bin. Ich arbeite in zwei Steuerungsgruppen mit, die die Entwicklung des kirchlichen Lebens im Raum Brilon begleiten.
Ich frage mich selbst auch, wie Kirche in mehreren Jahren aussehen wird. Ich denke: Es ist wichtig, dass Kirche weiter Ansprechpartner vor Ort ist. Kirche muss sich darauf vorbereiten, individueller für Menschen da zu sein.
In meiner Heimat Sendenhorst bin ich mit kirchlicher Jugendarbeit großgeworden. Auch in diesem Sommer fahre ich wieder mit ins Zeltlager der Ministranten. Dann stehe ich 14 Tage lang für viele Stunden in der Küche, koche Nudeln mit Bolognese-Sauce, vegetarische Gemüseeintöpfe und Sonntagsbraten. Als Jugendlicher habe ich erlebt, wie groß das Angebot ist, das die Kirche zu bieten hat. Da möchte ich am Ball bleiben und das weiter mitgestalten.